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Interview mit Nina Sicher

„Eine abwechslungsreiche Ausbildung, die mir sehr viel Spaß macht"

Interview mit Nina Sicher - Auszubildende zur Schornsteinfegerin
Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Wie weit bist Du mit Deiner Ausbildung und was hast Du noch vor Dir?

Nina Sicher:
Ich habe meine Ausbildung vor 8 Monaten begonnen und bin zurzeit im 1. Lehrjahr. Die reguläre Ausbildungszeit zur Schornsteinfegerin beträgt 3 Jahre, da ich aber Abitur habe, kann ich auf Antrag die Ausbildungszeit verkürzen.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Warum hast Du dich für eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin entschieden und war es einfach einen Ausbildungsplatz zu finden?

Nina Sicher:
Ich bin über einen Umweg zu meiner Ausbildungsstelle gekommen. Nach dem Abitur habe ich mein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und einen der freien Vormittage in einer Bäckerei verbracht. Mein heutiger Chef, Bezirksschornsteinfegermeister Maic Wetzel, bekam ein Gespräch zwischen mir und einer Freundin mit, in dem ich ihr davon erzählte, dass ich einen Ausbildungsplatz suche. Daraufhin hat er mich angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könnte eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin zu machen. Ich war überrascht und habe mich nach dem Gespräch zuerst im Internet über den Beruf informiert.

Gut gefallen hat mir auf Anhieb, dass der Beruf abwechslungsreich ist - kein Tag ist wie der andere - und man bei seiner Arbeit viel Kontakt mit verschiedenen Menschen hat. Dazu kam, dass ich von vorneherein eine Ausbildung im Handwerk machen wollte. Der Beruf des Schornsteinfegers bietet eine gute Mischung aus Theorie und Praxis, denn man arbeitet mit modernen Messgeräten und dem Computer aber gleichzeitig gehören auch körperlich anstrengende Arbeiten wie zum Beispiel das Fegen und Kehren dazu. Dabei kann man sich natürlich auch schon mal ein wenig dreckig machen. Ein Beruf, bei dem man nur hinter dem Schreibtisch sitzt, wäre für mich nicht in Frage gekommen. Das wäre mir viel zu eintönig.

Die Veränderungen, die sich durch die Neuregelung des Schornsteinfegerhandwerks ergeben, bieten mir gute Chancen für die Zukunft. Auch das war mir sehr wichtig. Nach der Ausbildung habe ich viele Möglichkeiten mich weiterzubilden oder zum Beispiel studieren zu gehen. Und durch die ständigen Weiterentwicklungen der Technologien bleibt der Beruf sicher auch in der Zukunft vielseitig und spannend. 

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Hast du vor Deinem Ausbildungsbeginn ein Praktikum absolviert?

Nina Sicher:
Ja, ich hatte die Chance den Betrieb und die Aufgaben bei einem Praktikum kennen zu lernen und war begeistert. Letztlich gab dies auch den Ausschlag für meine Entscheidung eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin zu machen.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Wie hat Dein Umfeld reagiert auf Deine Entscheidung?

Nina Sicher:
Meine Eltern waren erst einmal nicht so begeistert, insbesondere meine Mutter. Sie hatte Angst um mich, sogar ein wenig Panik und war immer besorgt, ob es mir mit der Arbeit gut geht. Gerade in Bezug auf die körperlich anstrengenden Tätigkeiten und die Tatsache, dass ich oft auf die Dächer der Häuser steige.

Meine Freunde und die ehemaligen Schulkameraden vom Gymnasium waren erst einmal sehr überrascht. Was sicher auch daran liegt, dass viele sich unter dem Beruf leider nicht viel vorstellen können oder ein falsches Bild haben. Und natürlich glauben die meisten Menschen dass es ein reiner Männerberuf ist. Dabei üben den Beruf heute viele Frauen aus und sind auch als Bezirksschornsteinfegermeisterin zuständig für eigene Kehrbezirke.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Erzähl uns ein wenig von dem Betrieb wo du Deine Ausbildung machst. Wie ist die Stimmung und der Umgang mit den Kollegen/Kolleginnen?

Nina Sicher:
Meine Ausbildung mache ich im Betrieb von Bezirksschornsteinfegermeister Maic Wetzel in Sulingen. Wir sind insgesamt zu Dritt, mein Chef, ein fest angestellter Schornsteinfegermeister und ich. Die Stimmung ist sehr gut und offen. Von Anfang an wurde ich in alle Tätigkeiten mit eingebunden. Dadurch lerne ich sehr viel aus der Praxis. Durch das kleine Team bekommt man schnell einen Überblick und kann sich gut absprechen. Außerdem steht mein Chef mir für alle Fragen immer als Ansprechpartner zur Verfügung. Ich fühle mich sehr wohl dort und die Arbeit macht mir viel Spaß.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Wann stehst Du morgens auf? Was sind Deine täglichen Aufgaben? Und was machst du am liebsten?

Nina Sicher:
Ich stehe um 5:45 Uhr auf und fange um 6:30 Uhr im Betrieb an. Nachdem wir die benötigten Werkzeuge eingepackt haben fahre ich mit meinem Kollegen los zum ersten Kundentermin. Hier fallen dann verschiedene Tätigkeiten an, wie zum Beispiel Messen, Überprüfen oder Fegen. Zwischen 9:00 und 10:00 Uhr, je nach Terminplanung, legen wir eine Frühstückspause ein und um ca. 13 Uhr eine Mittagspause. Um 15:30 Uhr habe ich Feierabend. Vorher bereiten wir aber die Werkzeuge für den nächsten Tag vor und warten und säubern die Werkzeuge die wir den Tag über benutzt haben.

Was ich am liebsten mache? Das Fegen. Dabei ist man viel an der frischen Luft und hat eine tolle Aussicht vom Dach aus. Natürlich ist es auch anstrengend. Abends, wenn ich Feierabend habe, weiß ich auch was ich getan habe. Dann können einem schon mal die Knochen weh tun.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Wie ist es in der Berufsschule? Was lernst du dort?

Nina Sicher:
Meine Berufsschule ist in Langenhagen, die Schornsteinfegerschule Niedersachsen. Wir haben Blockunterricht, meist 4 Wochen lang. In dieser Zeit wohne ich wie alle anderen Lehrlinge in dem angeschlossenen Internat.  Nur am Wochenende fahre ich nach Hause. Im Internat wohnen wir in Zweitbettzimmen und werden über den ganzen Zeitraum von einem Meisterkoch und seinem Küchenteam verpflegt.

Tagsüber haben wir Unterricht in verschiedenen Fächern. Allgemeinfächer wie Deutsch, Politik und Sport und praxisbezogene Fächer wie Umweltschutz, Mathematik, technisches Zeichnen – mein Lieblingsfach -, Rechtsgrundlagen, chemische und physikalische Vorgänge, EDV etc.. In meinem Lehrgangsjahr sind wir 60 Leute, wovon ca. 10% Frauen sind und eine Klasse besteht aus 20 Leuten.

Nach dem Unterricht spielen wir zum Beispiel zusammen Fußball auf einem nahe gelegenen Sportplatz, kickern, gehen shoppen oder ins Kino. Ich finde es gut, dass der Unterricht als Blockunterricht organisiert ist, denn so kann man sich immer für die jeweilige Zeit auf eine Sache konzentrieren.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Wurden deine Erwartungen an die Ausbildung bisher erfüllt? Und was sagen eigentlich Deine Eltern heute?

Nina Sicher:
Voll und ganz. Es ist ein abwechslungsreicher Beruf, ich lerne sehr viel und ich bin glücklich wie es zurzeit läuft. Mir gefällt auch, dass es ein Beruf mit Tradition ist. Schön ist es zum Beispiel, wenn wir neben unserer Tätigkeit am Wochenende im Kehranzug bei Hochzeiten Spalier stehen und somit auch dem Brautpaar hoffentlich Glück bringen. Meine Eltern sind ebenfalls glücklich, dass ich die Entscheidung getroffen habe. Sie freuen sich, dass es mir so gut gefällt und die Bedenken die sie anfangs hatten sind verflogen.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Wie geht es nach der Ausbildung weiter? Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Nina Sicher:
Ich will mich auf jeden Fall nach der Ausbildung weiterbilden. Meinen Meister machen und dann vielleicht studieren. Irgendetwas im Bereich Umweltschutz, regenerative Energien etc.. Aber für die Entscheidung habe ich noch ein wenig Zeit.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Zum Schluss noch eine Frage: Welche Fähigkeiten sollte jemand Deiner Meinung nach mitbringen, der diese Ausbildung absolvieren möchte?

Nina Sicher:
Er sollte keine Scheu haben, weder vor den Aufgaben noch vor Menschen. Gut wäre es, wenn er physikalisches Verständnis und handwerkliches Geschick mitbringt. Und natürlich sollte er auch schwindelfrei sein.

Stephan Langer (Öffentlichkeitsarbeit):

Nina, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bei Deiner Ausbildung!